„The room is clean – Sir.„ Mit diesen Worten zerstörte eine Bürohilfe in Shanghai nicht nur eine meiner wichtigsten Kundenpräsentationen, sondern auch die Agenturarbeit von vielen Wochen.
Schauen wir zurück auf einen echten #Fuckup-Morgen:
Im Mai 2018 durfte ich gemeinsam mit Fan und Felipe Franco den globalen #BSH-Etat in China pitchen (Oliver Loh – Du auch?). Die Agentur hatte wochenlang eine lokale Kampagne für den chinesischen Markt vorbereitet. Wir hatten die Nacht zuvor unser Rehearsal und alle Ideen hingen, schön gestaltet und Route für Route, auf Din-A3-Blättern an den Wänden (macht man in unserer Welt oft so – ist netter als PowerPoint). Das komplette Office war auf den BSH-Besuch vorbereitet – es atmete Kreativität soweit das Auge reichte. Wir waren gut drauf!
Aufgrund des Jetlags kam ich schon um 7.00 Uhr in die Agentur – knapp 90 Minuten vor dem offiziellen Kunden-Kick-off. Als „Gastgeber“ wollte ich mir nochmal die große Linie des Meetings verinnerlichen. Als ich die Agentur betrat, kam mir die Bürohilfe entgegen und sagte mit gebrochenem Englisch: „The room is clean – Sir.„
Irgendwas war in der Übersetzung zwischen dem Abend und dem Morgen schiefgelaufen. Die Reinigungskraft hatte sämtliche Zeichnungen von den Wänden, Tischen und Böden entfernt und ca. 60 gestaltete Charts gewissenhaft im Papiermüll entsorgt 🚮 – natürlich geknuddelt, nicht gefaltet.
Obwohl das ganze Büro schnelle Hilfe versprach, war die Ordnung nicht mehr herzustellen 🆘. Außer den Konzeptnamen der Routen war nichts zu gebrauchen – alles 🗑. Der Kunde kam natürlich überpünktlich – und am Ende stand der Sieg. Wie konnte das geschehen? Aus heutiger Sicht, vor allem dank folgender Faktoren:
✅ Sympathie
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Das BSH-Team war recht amüsiert und hatte ab dem Moment mehr Mitleid, als Erwartungen.
✅ Fokus
Jeder konnte seine „Zettel“ gut zusammenfassen und die Routen wurden so wahrscheinlich eher noch viel klarer.
✅ Dialog
Statt zu präsentieren, wurde das Meeting zum echter Austausch, niemand brauchte auf Unterlagen zu starren.
✅ Persönlichkeit
Jeder Präsenter im Raum brachte sich ein – so wurden die Inhalte plötzlich sehr persönlich und greifbar.
✅ Gemeinsames Erlebnis
Am Ende haben wir den „Müll“ nochmals gemeinsam gesichtet. Es gab nun eine gemeinsame und verbindende Geschichte zwischen Agentur und Kunde, die oft noch erzählt wurde.
✅ Lachen
Zumindest war der Ernst ab Sekunde 1 verflogen und die Stimmung war gut. So starke Authentizität vom Start weg hat sich positiv verankert.
🗑 Fazit: Aus einem echten Fuck-Up wurde eine tolle Chance, die alle Beteiligten genutzt haben. Vor allem das Gespräch und der echte Austausch schafften in einem zugegeben sehr leeren und kargen Raum Atmosphäre. Zu oft vergesse ich auch heute: Weniger ist mehr und die Chemie ist oft sehr viel wichtiger als Charts.
